Einleitung zur "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften" mit Kommentar (1/18)
§ 1 Die Philosophie entbehrt des Vorteils, der den anderen Wissenschaften zugute kommt,
ihre
Gegenstände
als unmittelbar von der Vorstellung zugegeben
sowie die
Methode
des Erkennens für Anfang und Fortgang
als bereits angenommen voraussetzen zu können.
[Die erste Frage ist:Was ist
Gegenstand
(Inhalt) der Philosophie, womit
beschäftigt sie sich ?
Die zweite:
Wie, in welcher Weise, mit welcher
Methode
geht sie vor ?
Bei den anderen Wissenschaften ist dies gar nicht fraglich.
Z.B. ist es klar, daß in der Biologie Lebewesen beobachtet werden.]
Sie hat zwar ihre Gegestände zunächst mit der Religion gemeinschaftlich.
Beide haben die
Wahrheit
zu ihrem Gegenstande,
und zwar im höchsten Sinne
- in dem, daß
Gott
die Wahrheit und er allein die Wahrheit ist.
Beide handeln dann ferner von dem
Gebiete des Endlichen
,von der
Natur
und dem menschlichen
Geiste,
deren Beziehung aufeinander
und auf Gott als auf ihre Wahrheit.
[Gegenstand,Inhalt der Philosophie ist:]
Die Philosophie kann daher wohl eine
Bekanntschaft
mit ihren Gegenständen,
ja sie
muss
eine solche, wie ohnehin ein Interesse an denselben
voraussetzen,
- schon darum, weil das Bewußtsein sich der Zeit nach
Vorstellungen
von Gegenständen früher als
Begriffe
von denselben macht,
der denkende Geist sogar nur durchs Vorstellen hindurch
und auf dasselbe sich wendend
zum denkenden Erkennen und Begreifen fortgeht.
Aber bei dem denkenden Betrachten gibt’s sich bald kund,
daß dasselbe die Forderung in sich schließt,
die
Notwendigkeit
seines Inhalts zu zeigen,
sowohl das Sein schon
als die Bestimmungen seiner Gegenstände zu
beweisen.
[Es gibt
Vorstellungen
von der Natur, dem Geist, Gott.
Die Philosophie kennt diese Vorstellungen
und beweist ihre innere
Notwendigkeit
.]
Jene Bekanntschaft mit diesen erscheint so als unzureichend,
und
Voraussetzungen
und Versicherungen
zu machen oder gelten zu lassen als unzulässig.
Die
Schwierigkeit, einen Anfang zu machen
, tritt aber zugleich damit ein,
da ein Anfang als ein Unmittelbares seine Voraussetzung macht
oder vielmehr selbst eine solche ist.
[bloße
Vorstellungen
über diese Gegenstände sind deshalb unzureichend,
weil sie unbewiesene
Voraussetzungen
enthalten.
Da die Philosophie selbst am
Anfang
jene Vorstellungen voraussetzt,
scheint sie selber unzureichend zu sein.
Das
Fortschreiten
der Philosophie ist aber
kein Übergehen von einer Vorstellung zur anderen,
sondern ein
Zurückgehen
in den zugrundeliegenden
Gedanken
.
vgl.
-
womit den Anfang machen ?