zur Kritik der Moral
Siehe Hegels Lehre vom objektivem Geist, 2.Teil .
Ausführlicheres Material findest sich in den Vorlesungsnachschriften, besonders gut in diesem Zusammenhang:
- Philosophie des Rechts: Die Vorlesung von 1819/20 in einer Nachschrift. Hrsg. von Dieter Henrich, Suhrkamp, Frankfurt 1983, Kt., DM 38, ISBN 3-518-57596-11
- Auch gut als Ergänzung die berühmte Nachschrift von Wannemann (erschienen in zwei Ausgaben, die eine bei Fromann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt, die andere bei Meiner, Hamburg).
- Adriaan Peperzak (u.a. “Hegels praktische Philosophie,” schon öfters zitiert) und
- Allen Woods “Hegels Ethical Thoughts” u.a.) haben sich in ihren Kommentaren sehr ausführlich und gut mit Moral bei Hegel beschäftigt.
- Vittorio Hösle hat in “Hegels System” dazu (kritisch) kommentiert und in seinem neuen Hauptwerk “Moral und Politik: Grundlagen einer politischen Ethik für das 21.Jahrhundert” sich darum bemüht, Hegels Gedanken mit der modernen Diskussion zu verbinden.
Bei der Kritik von Moral als abstrakt geht es Hegel, soweit ich sehe, einerseits um den Kantischen Kategorischen Imperativ, der zwar ein absolut geltendes Prinzip aufstellt, aber aus dem wenig konkret ohne Zusatzannahmen / Bedingungen folgt andererseits um eine Kritik des privaten Moralitätsgefühls, dass diese inhaltsleere zwar überwindet, aber um den Preis der “intersubjektiven Nachvollziehbarkeit” / Allgemeinverbindlichkeit usw. (siehe der Artikel zu Denken und Gefühlbei Hegel ).
Hegel bemüht sich natürlich darum beide Positionen aufzuheben.
Ich glaube übrigens, Hegels Stellung zur Moral wird von Marxisten und wohl auch der Kritischen Theorie missverstanden.
Der Punkt ist mir übrigens in sofern wichtig, als ich gerade in Wissen und Ethik, “Archimedische Punkte” sehe um dem “allgemeinen Verblendungszusammenhang” (Adorno) zu entkommen (und wenn es diese nicht gäbe, könnte man diesen ja auch weder erkennen noch ihn verurteilen).
Siehe auch: Zur linken Moralkritik
Dazu schreibt mir ein Leser.
Der wesentlich Kritikpunkt an einer klassischen Moral ist wohl die Hegelsche Argumentation mit dem Maßstab. Mit einer subjektiven Moralvorstellung setze ich einen Maßstab in die Welt, der eben subjektiv ist und nicht der Sache selbst entspringt.
Ein Maßstab muss nicht per se falsch sein, es kommt eben darauf an, den angemessenen Maßstab zu finden (Es gibt ein eigenen Abschnitt in der Logik, “Das Maß,” der sich damit auseinandersetzt. Besprechung in Alexander von Pechmann “Die Kategorie des Maßes”
Der Witz der Hegelschen Kritik an der subjektiven Moral, an dem persönlichen Gewissen, dass sich die Menschen machen ist IMHO: es ist eben kein wirklich objektiver, begründeter, selbstreflektierter usw. Maßstab sondern eben eher ein Gefühl (siehe die Bemerkungen z.B. zum praktischen Gefühl).
Aus dieser Kritik folgt, dass die Berufung auf die persönlich empfundene Moral, das Gewissen, als intersubjektive (Schönes Modewort ) Wahrheit / Verständigungsbasis / Gesellschaftsgrundlage natürlich nicht ausreicht.
Das bedeutet aber nun überhaupt nicht, dass so etwas nicht geht, man es lassen soll, sondern das natürlich eine bessere Grundlage gefunden werden muss. Man kann überspitzt sogar Hegels ganzes System als eine Antwort auf diese Frage ansehen.
Siehe auch: gute Gründe über gut und böse bei Hegel.