Multikulturalität als Entwicklungsbedingung
Es ist eine
oberflächliche Torheit
,
sich vorzustellen, daß ein schönes und wahrhaft freies Leben
so aus der einfachen Entwicklung eines in seiner
Blutsverwandtschaft
und Freundschaft bleibenden Geschlechts hervorgehen könne.
Selbst die Pflanze,
die das nächste Bild solcher ruhigen, in sich nicht entfremdeten Entfaltung abgibt,
lebt und
wird nur durch die gegensätzliche Tätigkeit
von Licht, Luft und Wasser.
Der wahrhafte Gegensatz, den der Geist haben kann, ist geistig;
es ist seine
Fremdartigkeit in sich selbst
,durch welche allein er die
Kraft, als Geist zu sein
, gewinnt.
[z.B.] D ie Geschichte Griechenlandszeigt in ihrem Anfange diese Wanderung und
Vermischung
von zum Teil einheimischen, zum Teil ganz fremdartigen Stämmen;
und gerade Attika, dessen Volk den höchsten Gipfel griechischer Blüte erreichen sollte,
war der
Zufluchtsort
der verschiedensten Stämme und Familien.
Jedes welthistorische Volk,
außer den asiatischen Reichen,
die außer dem Zusammenhange der Weltgeschichte stehen,
hat sich auf diese Weise gebildet.
So haben sich die Griechen, wie die Römer,
aus einer colluvies, aus einem
Zusammenfluß der verschiedenstenNationen
entwickelt.
Denn das griechische Volk ist vornehmlich erst zu dem, was es war,
geworden.
Bei der
Ursprünglichkeit
der nationalen Einheit ist die Zerteilung überhaupt,
die
Fremdartigkeit in sich selbst
, das Hauptmoment, das zu betrachten ist.
Die erste
Überwindung
derselbenmacht die erste Periode der griechischen
Bildung
aus:
und nur durch solche
Fremdartigkeit
[erste Negation, derUrsprünglichkeit]
und durch solche
Überwindung
[zweite Negation,Negation der Fremdartigkeit]
ist der schöne, freie griechische Geist geworden.
Über dieses Prinzip müssen wir ein Bewußtsein haben.
(aus: P.d. Geschichte)
[und also Fremde weder aussperrennoch sie in ihrer Fremdartigkeit belassen wollen]