Gott ist die absolute Substanz
Gott [ist] das
absolut Wahre
, das
an und für sichAllgemeine
,
alles Befassende, Enthaltende und allem Bestandgebende [..]
von dem alles ausgeht und in das alles zurückgeht,
von dem alles abhängig ist [..]
Gott als dieses Allgemeine, das
in sich
[an sich]
Konkrete,
Volle ist dies,
daß Gott
nur Einer
ist
und nicht im Gegensatz gegen viele Götter;
sondern es ist nur
das Eine
, Gott. [..]
Wenn wir den besonderen Dingen ein Sein zuschreiben,
so ist das nur ein geliehenes Sein, nur der Schein eines Seins,
nicht das
absolut selbständige Sein
, das Gott ist.
Gott in seiner Allgemeinheit,
dies Allgemeine, in welchem keine Schranke, Endlichkeit, Besonderheit ist,
ist das
absolute Bestehen
und allein das Bestehen;
und was besteht, hat seine Wurzel, sein Bestehen nur in diesem Einen.
Wenn wir diesen ersten Inhalt so auffassen, so können wir uns ausdrücken:
Gott ist die
absolute Substanz
, die allein wahrhafte Wirklichkeit.
Alles andere, was wirklich ist,
ist nicht für sich wirklich, hat kein Bestehen für sich;
die einzig
absolute Wirklichkeit
ist allein Gott;so ist er die absolute Substanz. [..]
Wenn wir
an Gott denken
, so sprechen wir dabei diesen Gang au s,
daß wir über das Sinnliche, Äußerliche, Einzelne uns
erheben;
es wird eine Erhebung ausgesprochen zum Reinen, mit sich Einigen.
Diese Erhebung ist
Hinausgehen über das Sinnliche
und das bloße Gefühl
in die reine Region des Allgemeinen, und diese Region ist das Denken. [..]
Gott ist
nicht die höchste Empfindung, sondern der höchsteGedanke
;
wenn er auch in die Vorstellung herabgezogen wird,
so gehört doch der Gehalt dieser Vorstellung dem Reiche des Gedankens an.
Der
törichteste Irrwahn unserer Zeit
ist die Meinung,
daß das Denken der Religion nachteilig sei
und diese um so sicherer bestehe, je mehr jenes aufgegeben werde.
VR
Es ist die morgenländische Anschauung,
die sich mit
Spinoza
zuerst im Abendlande ausgesprochen hat.
Im allgemeinen ist darüber zu bemerken, daß das Denken
sich auf den Standpunkt des Spinozismus gestellt haben muss;
das ist der wesentliche
Anfang alles Philosophierens
.
Wenn man anfängt zu philosophieren,
so muss man
zuerst Spinozist sein
.
Die Seele muss sich baden in diesem Äther der einen Substanz
,
in der alles, was man für wahr gehalten hat, untergegangen ist.
Es ist diese Negation alles Besonderen,
zu der jeder Philosoph gekommen sein muss;
es ist die
Befreiung des Geistes
und seine absoluteGrundlage. [..]
Die absolute Substanz ist das Wahre,
aber sie ist
noch nicht das ganze Wahre
;
sie muss auch als in sich tätig, lebendig gedacht werden
und eben dadurch sich als Geist bestimmen.
Die Spinozistische Substanz
ist die allgemeine und so die abstrakte Bestimmung;
man kann sagen, es ist die
Grundlage des Geistes
,
aber nicht als der absolut unten festbleibende Grund,
sondern als die abstrakte Einheit, die der Geist in sich selbst ist.
Wird nun bei dieser Substanz stehengeblieben,
so kommt es zu keiner
Entwicklung,
zu keiner Geistigkeit, Tätigkeit.
VP